Pressestimmen zum "Jäger von Fall "

Ganghofer gekonnt in Szene gesetzt
(aus Pfaffenhofener-Kurier vom 11.11.2008)

Schwaig (zur) Mit ihrer neuesten Inszenierung hat die Schwoagara Theaterbühne endgültig die Kreisliga der Laiendarsteller verlassen. Ihre Umsetzung des Ganghofer Stückes "Der Jäger vom Fall" darf als gelungener Dienst am kulturellen Erbe bayrischer Literatur gewertet werden.

 

 

 

Beim gemütlichen Kaffeeklatsch scheint die Welt für Friedl (Christian Jaksch), Binl (Lena Schweiger), Punkl (Andrea Steinmeier), Modei (Sandra Tschirnack) und ihren Bruder Lenz (Günter Kiermeyer) wieder im Lot zu sein, doch der Friede ist trügerisch. - Foto: Zurek

Unter den Besuchern im voll besetzten Saal der Appel-Seitz Stiftung konnte Michael Hartl als Vereinssprecher auch MdL Johanna Werner-Muggendorfer, Landrat Hubert Faltermeier sowie als besonderen Ehrengast den bekannten Schauspieler Erich Joey Pflüger vom Chiemgauer Volkstheater zur Premiere am vergangenen Freitag begrüßen.

Die Geschichte des Jägers vom Fall ist hinlänglich bekannt, hat aber – in einer leider allzu oft gänzlich verkitschten und melodramatischen Lesart – scheinbar an Aktualität verloren. Doch Regisseur Günter Schweiger gelingt es mit seiner Assistentin Esther Beringer, das Schicksal der Modei und des Forstgehilfen Friedl ohne jegliche sentimentale Überfrachtung wirklich anrührend in Szene zu setzen.

Bei der Premiere wurden die Gäste schon zu Anfang von den Klängen des Neuburger Jagdhornbläserchores und der "Krachledernen" Daniel Wittl, Werner Runkel, Wolfgang Flierl und Jakob Paul in die richtige Stimmung versetzt. Auch in den Pausen, in denen Günter Preis und Ferdinand Riegler mit ihrem Team mit Schmankerln aufwarteten, ertönte Hörnerklang.

Und auf den Brettln selber hatte man ebenfalls den Rahmen bestens abgesteckt. Authentisch wirkten Bühnenbild (Michael Patzelt, Thomas Beringer, wie immer mit Liebe zum Detail), Kostüme und Maske (Maria Schweiger, die bei der Urschel Punkl eine wahre Meisterleistung vollbrachte). Auch Licht- und Toneffekte (wie die rumpelnden Steine, die neuen Besuch auf der Grottenalm ankündigten) wurden von Bernhard Sonner gezielt und mit Augenmaß eingesetzt.

Vergnügliche Elemente, die die ansonsten düstere Dramaturgie des Vierakters auflockerten, brachten die Nebenfiguren ins Spiel. Allen voran eine umwerfend komische Punkl (Andrea Steinmeier als alte Jungfer), die im Sinne ihrer "Gesunderhaltung" auf Männerjagd geht und am Ende beim arbeitsscheuen und durstigen Grenzaufseher Niedergstöttner (Franz Kiermeyer) ihr Glück findet. Sennerin Monika (Michaela Achter) und Binl (Lena Schweiger) sowie der bodenständig humorvolle Viehdoktor Martl (Karl Friedl) trugen ihrerseits zur Erheiterung bei.

Gerade diese witzigen Einsprengsel bewahren das Stück davor, ins rührselige abzurutschen. Sie sind richtig "dosiert". Auch hier hat Schweiger, ebenso wie in der Besetzung der tragenden Rollen, eine sichere Hand bewiesen. Sandra Tschirnack spielt die warmherzige, vom Leben enttäuschte Modei glaubwürdig und ohne Übertreibung. Herausragend auch Günter Kiermeyer, der als psychisch gestörter Lenzl betroffen macht, ohne je ins Klamaukhafte abzudriften. Er ist es, der dafür sorgt, dass seine geliebte Schwester das wahre Wesen des Haderlumpen Blasius (verlogen und schmierig: Stefan Straka) erkennt und schließlich die Zuneigung des Jägers vom Fall (Christian Jaksch als schüchterner Verehrer) erwidert.

Glücklich ist das Ende dennoch nicht, denn es wird überschattet vom Tod des Blasius, dessen Vollstrecker der Jagdaufseher Hias (Michael Hartl) ist. Und so mag man – innerlich berührt – gar nicht begeistert applaudieren, obwohl die Schwoagara mit dieser Leistung so manches TV-Theater in den Schatten gestellt und Hochachtung verdient haben.

Von Magdalena Zurek